“Nachgefragt” im November 2015

Nachgefragt

Das Sprachrohr ist die Zeitung der Studierendenvertretung an der Universität Würzburg. Dort erscheint in jeder Aufgabe die Rubrik “Nachgefragt”. Darin beantworten die Hochschulgruppen aller Couleur aktuelle Fragen, gestellt vom Referat für Demokratie und Zivilcourage. Die komplette Ausgabe des Sprachrohr mit den Antworten der anderen Hochschulgruppen findet ihr in den Auslagen am Campus oder hier.

Unsere Antworten zu den Fragen von November 2015:


Wir verstehen uns als antifaschistische Gruppierung, die es sich zum klaren Ziel gesetzt hat, menschenfeindliches und rassistisches Gedankengut zu bekämpfen. Leider ist das in Würzburg im vergangenen Jahr sehr häufig von Nöten gewesen. Vor allem über den letzten Winter trieben sich die Rassist*innen von Wügida bzw. Pegida Franken jeden Montag auf den Würzburger Straßen herum. Die Gegendemonstrant*innen waren zum Glück kontinuierlich in der Überzahl und setzten Woche für Woche ein klares Zeichen gegen rechte Hetze. Selbstverständlich waren auch wir immer mit am Start und solidarisierten uns bei den Montagsspaziergängen und anschließend am “Gehege” von Pegida mit Geflüchteten.
Darüber hinaus ist uns eine umfassende und differenzierte Aufklärung der Studierenden über rechte Strukturen und deren verquerten Gedankengänge besonders wichtig. Alltagsrassismus und Populismus, zur Zeit immer mehr auch von sog. “bürgerlichen” Parteien geäußert, reicht bis in die Mitte der Gesellschaft.
“Bildung hilft” wurde auf den Würzburger Gegendemos zu Pegida zu einem geflügelten Wort und hebt gleichzeitig die Verantwortung, in der ein Bildungsinstitut wie die Julius-Maximilians-Universität steht, hervor, gegen diese Menschenfeindlichkeit vorzugehen. Von ihren Studierenden und Professor*innen, ihren Mitarbeiter*innen und ihrer Hochschulleitung, von allen Mitgliedern dieser Hochschule muss ein anderes Signal ausgesendet werden, als die Hetzparolen bei Pegida es tun.
Für ein weltoffenes, tolerantes und friedliches Würzburg!

 

Eine Zivilklausel für die Universität, also eine Selbstverpflichtung der Hochschule, nur für zivile Zwecke zu forschen, können wir als Juso-Hochschulgruppe nur voll und ganz unterstützen. Betrachtet man die Geschichte der Zivilklauselbewegung, fällt auf, dass der Anstoß dazu immer Kriege waren – sei es der Zweite Weltkrieg, die Golfkriege oder die Kämpfe in Afghanistan und im Irak. Diese Vielzahl der (sich leider oft wiederholenden) militärischen Konflikte zeigt, dass man Konflikte nicht mit militärischen Mittel lösen kann. Statt in hochaufgelöste Drohnenbilder zu investieren oder nach Verbesserungen am Euro-Hawk zu forschen, sollten Hochschulen nach konfliktfreien Lösungsalternativen in Krisenregionen forschen. Vor allem die Politik- und Sozialwissenschaften haben hier großes Potential. Das Bildungssystem soll einem friedlichen Zusammenleben der Menschheit dienen und keine Ressourcen in konfliktfördernde Projekte einbringen – dies kann ja immer noch an den Bundeswehrhochschulen in München und Hamburg getan werden.
Mit der 2013 von uns befürworteten Zivilklausel wollen wir einen Diskurs bei Studierenden, dem Mittelbau und der Professor*innenschaft anstoßen, damit jede Person sich ihrer ethischen Verantwortung bewusst macht und selbstkritisch reflektieren kann, ob er*sie dieses oder jenes Forschungsprojekt vertreten kann. Die Problematik des sog. “Dual-Use”, dass zivile Forschungsergebnisse auch im militärischen Bereich genutzt werden können, wollen wir dadurch entgegenwirken, dass sich die Beteiligten bei jedem einzelnen Forschungsauftrag über das Für und Wider, den Gefahren und den Möglichkeiten Gedanken machen und beides verantwortungsvoll gegeneinander abwägen. Es soll keine – wie manchmal von der LHG behauptete – Verbotskultur geschaffen werden, sondern ein flexibler und offener Prozess in Gang gesetzt werden, der auf jede einzelne Situation individuell reagieren kann.

 

 

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