54.1 – Das umstrittene Büro

Michael_Kick

Michael Kick war letztes Jahr im Sprecher- und Sprecherinnenrat. In unserem HopoBlog schreibt er zur aktuellen Diskussion über die Abgabe des Büros der Studierendenvertretung am Hubland Campus Nord. In seiner Zeit als Mitglied des SSRs hat er sich für die Bleiben der Räumlichkeiten in studentischer Hand eingesetzt. Nun hat der Konvent am 19. Januar auf Drängen des SSRs hin beschlossen, das Büro abzugeben. Mehr über Michael könnt ihr hier erfahren.

Es gehört zum üblichen Typus konservativer Hochschulgruppen, dass sie wenig Durchsetzungskraft haben. Da sie sich mit der geringen Mitbestimmung der Studierenden im Hochschulsystem abgefunden haben, verhalten sie sich konform zur Hochschulleitung und beschränken sich auf die Basisaufgaben, soll heißen: Bestehendes verwalten und Partys organisieren.

Man braucht nicht erst wissen, dass Senator Stephan Hemmerich vor wenigen Jahren noch beim Würzburger RCDS aktiv war, um seine neu geschaffene Hochschulgruppe FEW in die gleiche Kategorie einzuordnen; sie beweisen es im aktuellen Sprecher- und Sprecherinnenrat (SSR). Die FEW stellt zusammen mit RCDS und LHG im SSR und unter den Hochschulgruppen im Konvent aktuell eine bequeme Mehrheit. Dass sie vieles versäumen und nichts voranbringen, sieht man bereits in unseren Nachberichten vom Konvent. Allerdings kam es nun zu einer folgenschweren Entscheidung, die die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre gefährdet: Der SSR gibt forderungslos das Büro der Studierendenvertretung in 54.1 am Hubland-Campus Nord an die Universitätsverwaltung zurück.

Das Büro in 54.1 am Campus Hubland Nord – eine Streitfrage innerhalb der Studierendenvertretung

Eigentliche Aufgabe des SSRs wäre es ja bekanntlich, die Beschlüsse des Konvents umzusetzen. Einen Beschluss, an dem Büro in 54.1 festzuhalten  gab es auch in der Sitzung des Studentischen Konvents am 17. November. Der Hintergrund war, dass wir das Büro erst dann aufgeben wollen, wenn die StuV einen Platz in der neu-renovierten Mensa hat. Allein schon aus Platzgründen schien dies geboten zu sein. Da dies aber dem SSR nicht passte, stellte er zwei Monate einen komplett gegenteiligen Antrag, der dies wieder revidierte. Auch in der Zwischenzeit handelte man gegen den  gefassten Beschluss: Bei einem Treffen mit Zuständigen der Universität bezüglich des students‘ house bestätigte Stephan Hemmerich die Umzugsvorhaben von 54.1 ins students‘ house. In der Sitzung im Januar konnte er sich partout nicht mehr daran erinnern, ob der Termin vor der Konventssitzung, in der der Beschluss gefasst wurde, stattfand, oder danach. Nachfragen beim students’ house Ausschuss ergaben, dass es drei Tage später stattfand. Somit zeigt sich, dass das SSR-Mitglied bewusst bestehenden Beschlüssen zuwiderhandelte mit der Absicht, sie wenige Zeit später anzugreifen.

Um seinen Antrag, der dies ganze in seinem Sinne revidieren sollte, schlussendlich durchzudrücken, hielt er es mit der Wahrheit sehr flexibel. Er behauptete, es hätte damals bei den Beginn der Planung für das students‘ house eine Abmachung gegeben, das Büro dann wieder zu übergeben, wenn das students‘ house bezugsfertigt sei . Dies bewegte den Konvent dazu, dem Vorhaben dann doch zuzustimmen, leider entspricht das nicht der Wahrheit. Das Büro in 54.1 wurde als Ausgleichsfläche für eine Verkleinerung des Büros im Mensagebäude geboten. Weil der Ausbau des Campus Nord damals noch nicht so fortgeschritten war, hatte die Universität auch wenig Interesse an diesen Räumlichkeiten. Das students‘ house kam erst später auf den Plan.

Hemmerich zeigte auch totales Unwissen über die Nutzung der Räumlichkeiten. Idee des students‘ house ist es, etwas für alle Studierende dieser Universität zu schaffen. So gibt es dort neben den Räumen für die Studierendenvertretung etwa einen Musikraum und ein Atelier. Dass dann zu wenig Platz bleibt, sieht er nicht ein und führt stattdessen wie schon damals im November seine Vendetta gegen den students‘-house-Ausschuss fort. Nicht nur für Lagerung, auch für Sitzungen ist das umstrittene Büro unabdingbar: Der Vorgänger-SSR hielt dort zahlreiche Sitzungen ab, da beispielsweise Referate das Büro im Mensagebäude zur gleichen Zeit nutzen wollten. Dass die aktuellen SSR-Mitglieder im Büro im Mensagebäude schon sehr selten anzutreffen sind, mag auch erklären, warum sie das zweite Büro in 54.1 für entbehrlich erachten.

„Man beißt nicht die Hand, die einen füttert.“ – Simon Lindner zum Verhältnis des SSRs zur Hochschulleitung
Niemand nimmt die StuV mehr ernst

Leider gelang es mit den falschen Argumenten, den Konvent zur Zustimmung der Räumung zu bewegen. Die Frage, die schlussendlich bleibt, ist, warum ein SSR gegen die eigene Studierendenvertretung agiert, nur um der Universitätsleitung Wünsche zu erfüllen. Wie schon anfangs gesagt, legen konservative Hochschulgruppen Wert darauf, ein „kooperatives“ Verhältnis zur Hochschulleitung zu haben. Wenn man ihnen einen Gefallen tue, so würden sie sich sicherlich irgendwann mal revanchieren, so Simon Lindner. Man kann sich leicht vorstellen, dass solcher Gehorsam allerdings vielmehr von allen Seiten belächelt wird. Wenn ein Sprecher- und Sprecherinnenrat, eigentlich Exekutivorgan der Studierendenvertretung, zum Erfüllungsgehilfen der Hochschulleitung wird, wird dieser schlicht nicht mehr ernst genommen. Nur durch selbstbewusstes und gut vorbereitetes Auftreten kann man sich in Runden, in denen alle Professor*innen-Titel haben, außer man selbst, überhaupt behaupten.

So nützt es nichts, wenn der SSR, die „beste Beziehung zur Unileitung hat wie seit Jahren nicht mehr“. Ohne Zweifel dürfte der aktuelle SSR der Hochschulleitung ganz genehm sein; bis September haben sie freie Hand.

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