“Nachgefragt” im April 2016

Nachgefragt

Das Sprachrohr ist die Zeitung der Studierendenvertretung an der Universität Würzburg. Dort erscheint in jeder Aufgabe die Rubrik “Nachgefragt”. Darin beantworten die Hochschulgruppen aller Couleur aktuelle Fragen, gestellt vom Referat für Demokratie und Zivilcourage. Die komplette Ausgabe des Sprachrohr mit den Antworten der anderen Hochschulgruppen findet ihr in den Auslagen am Campus oder hier.

Unsere Antworten zu den Fragen von April 2016:


Von “dem” Klischee-Hochschulgruppenmitglied wird erwartet:

- grundlegende Kenntnisse des Marxismus und dessen politischer Ökonomie
- Textsicherheit der “Internationalen” ohne jegliche Töne zu treffen
- eine gesunde Ablehnung unpolitisch-pragmatischen Verhaltens
- ausgeprägtes „Gutmenschentum“

Da wir aber genauso individuell und vielfältig sind wie die Gesellschaft erfüllt eigentlich niemand von uns diese To-Do-Liste. Vielmehr trägt jede*r durch ihre*seine Persönlichkeit dazu bei, dass sich ein großes Gesamtbild ergibt.

Je nach persönlichem Interesse oder auch aufgrund verschiedener Seminare/Fortbildungen zu dem Thema haben einige von uns gute Kenntnisse über Karl Marx und sein Hauptwerk “Das Kapital”. Andere beschäftigen sich hingegen eher mit Gegenwarts- und Zukunftsfragen: Wie kann diese Vorstellung aus dem 19. Jahrhundert in unserer heutigen globalisierten Welt noch die Gesellschaft gestalten und verändern?

Zur Singfähigkeit der “Internationalen” sei gesagt, dass sie, je nach Anzahl der verfügbaren elektronischen Kommunikationsgeräte ganz gut funktioniert. Jedenfalls gehören die lauen Sommernächte mit diversen Getränken auf der Terrasse der ESG (und eben diesem Lied) zu den schönsten Erinnerungen des vergangenen Jahres.

Eine Ablehnung von unpolitischen Verhaltens, das sich nur für den eigenen Lebenslauf, nicht aber für die Gesellschaft rentiert, ist bei jeder*jedem vorhanden, da wir uns als politische Hochschulgruppe eben nicht mit uns beschäftigen, sondern etwas für unsere Studis erreichen wollen. Und dabei haben wir durchaus unseren eigenen Kopf, weshalb wir eigene Standpunkte setzen, auch wenn manche Positionen wie etwa der Bedacht um eine geschlechtsneutrale Sprache bei manchen auf Unverständnis stoßen. Es ist eben dieser gesunde Idealismus, der viele von uns– auch zu Lasten des eigenen Studienerfolgs – zum Engagement in der Studierendenvertretung bewegt. Unseren Unwillen, Bildung zum bloßen Mittel zur Berufsqualifizierung zu machen, sieht man in jedem Gremium der Uni, in dem wir für eine Öffnung des verschulten Bologna-Korsetts kämpfen. Und unseren Standpunkt zu menschenverachtenden Gruppierungen haben wir als Hochschulgruppe im letzten Jahr bei sämtlichen Wügida-Aufmärschen zu Genüge unter Beweis gestellt.

Als progressive Hochschulgruppe gibt es natürlich viel, was wir in dieser Gesellschaft verändern wollen – und das auf allen Ebenen. Ob im Bundestag, Landtag, Hochschulrat – oder eben Stadtrat, überall hätten wir ein paar Anliegen vorzutragen. Mit dem Fokus auf Würzburg fallen uns ein paar Dinge ein, die für Studis das Leben hier angenehmer machen würden. Gleich vorneweg: Kostenloser Weinausschank gehört natürlich dazu, allerdings sollen wir nur max. drei Punkte nennen, weswegen wir neben den selbstverständlichen Dingen drei besondere Punkte erwähnen wollen:

  • Es wird Zeit, dass das Konzept für den ÖPNV in Würzburg gründlich überarbeitet wird. Die Studierendenschaft zahlt jedes Semester ordentlich viel Geld für das Semesterticket und dennoch sind jegliche Busse Richtung Uni überfüllt. Intelligente Taktung, Busspuren und vielleicht ja sogar die Straba-Linie 6 (vom Sanderring zum Hubland, seit Jahren im Gespräch, kommt vielleicht nie) würden den Alltag der Student*innen erheblich erleichtern. Schon seit Jahren reden auch wir als Hochschulgruppe mit und haben unsere Verkehrsexpert*innen vorne dran, wenn es beispielsweise um zusätzliche Linien, Nachtbusse oder die Verhandlungen zum Semesterticket geht.
  • Barrierefreiheit betrifft nicht alle, aber mehr als man denkt. Bei diesem Thema könnte sich die Stadt Würzburg gut und gerne etwas von der Uni abschauen, diese gewann erst kürzlich das Signet „Bayern barrierefrei – Wir sind dabei!“. Daran ließe sich gut anknüpfen und etwa begonnen werden, den Bahnhof barrierefrei gestalten.
  • Nicht wenig der Erstsemester starten ins Studium mit einem Spießrutenlauf: kaum eine bezahlbare Wohnung frei, kaum eine freie Wohnung bezahlbar. Die Attraktivität einer Studierendenstadt beginnt mit dem Wohnungsmarkt – in Würzburg beginnt hier die Abschreckung. Die Stadt muss es hinkriegen, guten und günstigen Wohnraum zu schaffen.

Mit diesen Punkten dürfte Würzburg für viele Studierende angenehmer und attraktiver werden. Es gibt dennoch genug Stellschrauben an denen gedreht werden muss, damit diese Stadt für ihre über 30.000 Studies sozial gerechter wird.

 

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