“Nachgefragt” im Juni/Juli 2015

Nachgefragt

Das Sprachrohr ist die Zeitung der Studierendenvertretung an der Universität Würzburg. Dort erscheint in jeder Aufgabe die Rubrik “Nachgefragt”. Darin beantworten die Hochschulgruppen aller Couleur aktuelle Fragen, gestellt vom Referat für Demokratie und Zivilcourage. Die komplette Ausgabe des Sprachrohr mit den Antworten der anderen Hochschulgruppen findet ihr in den Auslagen am Campus oder hier.

Unsere Antworten zu den Fragen vom Juni/Juli 2015:


Da die Hochschule und deren Studierenden (mehr oder minder) ein Spiegel der Gesellschaft sind, sollten auch politische Vorstellungen und Ideen, wie sie in der Gesamtgesellschaft existieren, an der Hochschule vorkommen. Da sie einen Freiraum für neue Ansichten und zur persönlichen Weiterentwicklung darstellen, geben sie dem einzelnen Menschen auch viele neue Impulse, wie er*sie sein*ihr Leben neu gestalten kann. Durch Kontakt mit Menschen aus anderen Regionen, Ländern und Kulturen erweitert man seinen eigenen Horizont und erkennt neue Blickwinkel, wie etwa die Gleichberechtigung all dieser verschiedenen Menschen in einer (Hochschul)gesellschaft. Diese neuen Lebensimpulse in die Gesellschaft hinein zu tragen zeichnet seit Jahrhunderten die innovative und progressive Aufgabe der Studierendenschaften aus. Die Freiheit der Studierenden sowie deren politischen und kulturellen Lebensentwürfen bereichern seit jeher pluralistische Gesellschaften. So ist es ein klares Indiz, dass in Diktaturen, so auch im dritten Reich, Hochschulen gleichgeschaltet werden, um Alternativen systematisch zu bekämpfen.

Um als Hochschule Ort der politischen und kulturellen Bereicherung zu sein, muss die Hochschulleitung dem Politischen Raum geben, sich zu organisieren, artikulieren und weiterzuentwickeln.
Aber wie kann sie das machen?
In unserer Julius-Maxililians-Universität können wir zurzeit nicht erkennen, dass die Hochschule das umsetzen kann. Zum einen verhindert die Hochschulleitung beispielsweise dass Hochschulgruppen Räume für Veranstaltungen bekommen. Doch viel
prägender ist, dass die CSU-Mehrheit im Landtag seit Jahrzehnten verhindert, dass in Bayern – wie in allen 15 anderen Bundesländern auch – eine Verfasste Studierendenschaft (VS) eingeführt wird. Eine VS würde der Studierendenschaft Autonomie gegenüber der Hochschulleitung einräumen, und das durch demokratische Strukturen. Unabhängige BAföG-Beratung, eine eigene Finanzautonomie, eigene Verhandlungen über das Semesterticket – all das hat eine bayrische Studierendenvertretung nicht! Dieses Demokratiedefizit ist ein klaffendes Loch in der Hochschullandschaft und entmündigt die bayrischen Studierenden.
Wir fordern deshalb, dass die Verfasste Studierendenschaft endlich auch in Bayern wieder eingeführt wird!

In unseren Augen fällt unter Allgemeinbildung all das Wissen, das man braucht, um sich im Alltag zurechtzufinden. Natürlich zählen dazu auch grundlegende Kenntnisse in Mathematik, Rechtschreibung oder Ähnlichem, aber vor allem geht es uns hier um
ein elementares Verständnis unserer Gesellschaft. Wir sind der Meinung, dass Allgemeinbildung nur über allgemeine Bildung erreichbar ist.
Deswegen fordern wir freien Zugang zu Bildung für alle!
Warum? Weil wir es können! Da wir Sozialdemokrat*innen sind und uns für die hart arbeitende Bevölkerung einsetzten. Bildung ist ein Gut, welches in der Bevölkerung gerecht verteilt werden muss. Deswegen fordern wir die Abschaffung von Bildungseliten und das Zerbrechen der starren Bildungsstrukturen in diesem Land. Der Zugang zu Bildung muss unabhängig sein von Herkunft, finanziellen Mitteln, Geschlecht, sozialem Status und politischer Ausrichtung. Niemand darf ausgeschlossen werden und ungerechtfertigte Bevorteilungen der herrschenden Klassen müssen umgehend ausgemerzt werden. Nur eine allseitige und gleiche Bildung bereitet jede*n Einzelne*n gleichermaßen auf die gemeinsame Beherrschung der Produktion und die gemeinsame Verwaltung der Gesellschaft vor.
“Die Klasse, welche die herrschende materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich ihre herrschende geistige Macht.” wie Karl Marx schon wusste. Wenn sich Bildung gerecht über die Bevölkerung verteilt, verteilt sich auch die Macht. Wer von Ungerechtigkeit weiß und sie erkennt, wird sie auch bekämpfen. Das Duckmäusertum in unserer Wohlstandsgesellschaft
muss ein Ende haben, damit wir in eine progressive und vielversprechende Zukunft blicken können. Unterdrückung, Intoleranz und Gleichgültigkeit wachsen auf dem Boden des Kapitalismus und verwandeln Menschen in Tiere, die nur nach ihrem persönlichen Vorteil streben und das Gemeinwohl gefährden.
Eine gute Allgemeinbildung ist verbunden mit einem grundlegenden Überblick über die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse im eigenen Land.

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